Fahrrad DENFELD Radsport GmbH
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Mein Projekt 2022 hieß „Ötzthaler Radmarathon“ – Puh, das heißt 232km und 5500hm Radrennen
3 Wochen ist es jetzt schon her, dass ich erstmals im Ötztal war. Dort habe ich mich eine Woche lang bei besten Bedingungen intensiv auf mein großes Saisonziel, den Ötztaler Radmarathon 2022, vorbereitet. Dafür habe ich an einem Radsportcamp teilgenommen, um die Strecke bereits kennenzulernen und vor allem Spaß zu haben. Das Camp wurde vom österreichischen Extremsportler und dreimaligen Sieger des „Race Across America“ Wolfgang Fasching begleitet. Er hat uns die ganze Woche mit Tipps und mentalen Tricks versorgt, um ein solches Rennen erfolgreich zu beenden. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir seine Aussage, dass man so lange Veranstaltungen nie als Ganzes betrachten darf, sondern sich kleine Zwischenziele setzten sollte, weil man sonst an der Länge kaputt gehen würde. Außerdem hat er von seinem ersten „Race Across America“ geplaudert und den Qualen, die er währenddessen durchlebt hat. Nun aber genug von Wolfgang.
Die Trainingswoche bestand aus der Strecke des Ötzis in zwei Etappen und einer kurzen, aber mit steilen Höhenmetern gespickten, Ausfahrt auf den Rettenbach Gletscher am Vortag. Dort stand die höchstgelegene Straße der EU mit 2798,16m über n.N. auf dem Plan. Auf der Abfahrt ist dann passiert, was nicht hätte passieren sollen. Ich bin in einer Kurve weggerutscht und habe ein Asphaltprobe genommen. Zum Glück ist mir sowie dem Rad, bis auf ein paar Schürfwunden und wenigen Kratzern, nichts passiert. Die beiden folgenden, schweren Tage auf der Ötzi Strecke, mit einer Übernachtung in Sterzing, liefen trotz der Blessuren ganz gut. Ich konnte die Strecke, insbesondere die unterschiedlichen Abfahrten etwas kennenlernen. Bergauf war die Zielgabe das geplante Wettkampftempo an den Anstiegen zu fahren - zum Kühtai, an der alten Brennerstraße, dem Jaufenpass und auf das Timmelsjoch. In Kombination mit einer Leistungsdiagnostik bei IQ Athletik in Frankfurt (Danke für eure Unterstützung!), stand dann eine Woche vor dem Wettkampf der Pacing-Plan vorm Rennen.
Endlich war es dann soweit. Zum zweiten Mal mache mich auf den Weg ins Ötztal. Am Freitag stand dann noch der „Bike4Help“ Prolog auf dem Programm. Ein Bergzeitfahren über 1,1km und 110hm. Bei diesem waren ca. 150 StarterInnen am Start. Ich konnte das Bergzeitfahren in 03:59 min absolvieren, was für Platz 31 in der Wertung reichte, aber leider nicht für den erhofften Startplatz im 1. Startblock.
Bildquelle www.sportograf.com .
What goes up must come down! Also ab auf die rasante Abfahrt in Richtung Innsbruck. Auf dieser gab es auf Grund einer Baustelle eine Umleitung von ca. 6km und 300hm mit Steigungen von bis zu 18%! Das heißt dann nochmal den Berg rauf und nicht durchgehend die Highspeed Abfahrt mit Spitzengeschwindigkeiten von über 100km/h genießen. Egal, weiter nach Innsbruck, aber nicht zu hart den Anstieg fahren. Dies ging auch nicht, da sich in beiden Oberschenkeln ein Krampf angedeutet hat. So ein Mist! Irgendwie gucken, dass ich den Anstieg hochfahren kann, ohne zu viel Zeit zu verlieren. Den Krampf konnte ich abwehren, indem ich fast den kompletten Anstieg im Wiegetritt gefahren bin. Nach diesem Anstieg war dann Kematen, bei Innsbruck erreicht. Nun galt es eine passende Gruppe zu finden, um die alte Brennerstraße so energiesparend wie möglich zu meistern. Gesagt getan! Am Start des 2. Anstieges war ich in einer Gruppe mit ca. 60-70 Fahrern, die mein Tempo gefahren sind. Auf dem Brenner nach 35km angekommen ging es dann wieder an die Verpflegung, bevor es runter in Richtung Sterzing zum Jaufenpass ging. Hier gab es eine 2km lange neutralisierte Zone, während dieser konnte ich mich optimal auf die 3.Prüfung, den Jaufenpass, vorbereiten.
Wieder war es nichts mit einer Abfahrt ohne Umleitung. Die Gemeinde Sterzing möchte die Hauptstraße freihalten. Für uns Ötzi Absolventen hieß es dann wieder mehr Höhenmeter und Kilometer pedalieren, dieses Mal „nur“ knapp 3km und 150hm mehr. (Info am Rande: Diese Umleitung wird dauerhaft im Streckenverlauf bestehen bleiben).
Jetzt ging es dann endlich den Jaufenpass hinauf! Ohne Probleme fuhr ich die 14km lange Strecke hinauf, mit durchschnittlichen 7,5% Steigung eine angenehme Passstraße bis auf 2094m rauf. Diesen Anstieg habe ich als ziemlich „langweilig“ und „eintönig“ erlebt, da es kaum Rhythmusänderungen gab, was ich persönlich nicht mag. Vom Jaufenpass ging es über die technisch anspruchsvollste Abfahrt runter nach St. Leonhard.
Hier beginnt dann der letzte Pass, dass berühmt-berüchtigte Timmelsjoch. Über 28km windet sich die Straße auf 2504m hinauf. Am Start des Berges dann der Schock. Krampf in beiden Oberschenkeln. Stehen bleiben kurz warten, dehnen, essen, trinken und Salz zu sich nehmen. Nach ca. 3-4min war der Spuk vorbei und ich konnte weiterfahren. Allerdings machte mir mein Körper jetzt doch einen Strich durch die Rechnung. Wahrscheinlich waren es dann doch noch die Folgen meiner Corona Infektion ca. zwei Monate zuvor, wegen der ich leider „L‘Étape du Tour“ ausfallen lassen musste. Ich hatte das Gefühl mit einem Drehzahlbegrenzer zu fahren. Statt den geplanten 200-220 Watt konnte ich nur noch durchschnittlich 184 Watt auf die Pedale bringen, sodass der gesamte Anstieg 2h15min dauerte. Das einzig Positive war, dass ich ohne weitere Krämpfe durchfahren konnte. Auf dem Timmelsjoch angekommen, stand dann die letzte Abfahrt des Tages auf dem Programm. Eine nicht ganz 2km lange Gegensteigung zur Mautstation tat noch mal ganz schön weh in den Beinen! Jetzt aber nur noch bergab ins Ziel. Bis ca. 5km hat auch das Wetter gehalten. Die letzten paar Kilometer ins Ziel kam dann doch noch ein Regenschauer, der mich bis auf die Haut durchnässt hat. Das was mir aber irgendwie egal, denn das Ziel war endlich zum Greifen nah. Die Gewissheit am Ortsschild Sölden, du wirst den Ötztaler Radmarathon erfolgreich beenden, war unbeschreiblich. Ab diesem Punkt war nur noch „Party“ am Rand der Strecke. Die Stimmung an der Straße ließ mich auf den letzten 200m wie ein Profi fühlen, der eine Tour de France Etappe gewinnt.
Foto 3 Ziel Ötztaler Radmarathon 2022, Nettozeit: 09:26.31h Bildquelle www.sportograf.com .
Das Ziel habe ich nach 09:26,31 Std. als 688. in der Gesamtwertung und 291. in meiner Altersklasse erreicht, 27 Minuten langsamer als meine gesteckte Zielzeit. Im ersten Moment war ich enttäuscht mein Ziel nicht erreicht zu haben aber nach einer Weile kam dann tatsächlich die pure Freude hoch - zum ersten Mal habe ich eines der schwersten Jedermannrennen in unter 10 Stunden beendet!
Danke an alle, die mich unterstützt haben. Besonders zu nennen sind hier meine Familie, mein Arbeitgeber Fahrrad DENFELD Radsport, mein Coach Lukas und mein Radverein Team Bergziegen. Danke für eure Unterstützung, ohne euch wäre es nur halb so gut gewesen.
Jetzt heißt es regenerieren und neue Ziele stecken. Diese erste Duftmarke beim Ötzi soll schließlich in Zukunft noch unterboten werden.
Viel Spaß beim Radfahren allen! Kette rechts,
Euer Justus!