Pacingtest, Racewochenende und die Gedanken danach - KW27
Heute ist Montag, der 3.7.23 = Ein Tag nach dem legendären Mainova IRONMAN European Championship Frankfurt. Und was soll ich sagen, ich habe gerade das erste Mal wirklich Ruhe, um das Erlebte zu verarbeiten.
Blicke ich zurück, liegen 6.911km auf dem Rad, 654km in den Laufschuhen, 132km im Wasser und viele Stunden Krafttraining und Yoga hinter mir, denn da begann Anfang des Jahres schon das Abenteuer „Ironman 2023“.
Die Reise kann beginnen – Flashback 2010
Nach der letzten Teilnahme vor 13 Jahren mit einzigartigen Erinnerungen, sollte es heute in 2023 wirklich wieder soweit sein. Kaum zu glauben, aber wahr. Da stand ich am gestrigen Sonntagmorgen am „Langener Waldsee“ und ab diesem Moment war unwiderruflich klar: Ich habe es geschafft. Die Vorbereitung bis zum Tag X durchgezogen, nicht ernsthaft krank geworden, hochmotiviert bis in die Haarspitzen und so stehe ich tatsächlich am Start.
Wie ihr schon gemerkt habt, packt mich dieses Ironman-Thema immer wieder emotional. Kurz vor dem Start waren sie dann auch wieder da, die Tränen. (Die im letzten Jahr an gleicher Stelle keine Freudentränen waren.) Gänsehaut, pures Glück und enorme Nervosität. Noch wenige Sekunden bis zum Start…
Tage vor dem Wettkampf definierte ich mir Ziele, abhängig von vielen Faktoren, die von außen einwirken könnten. Ziel A, B oder C hatte ich im Kopf abgespeichert. Ich wollte ganz entspannt an den Start gehen, sehen in welche Richtung es geht und von Stunde zu Stunde entscheiden welcher Plan aufgeht.
In der finalen Woche standen lediglich noch einige kleine Einheiten auf dem Programm. Montag und Donnerstag nochmal je 45min Neoschwimmen. Dienstag und Freitag Ruhetag, Mittwoch der Pacingtest bei IQ Athletik. Sowie Mittwoch-Nachmittag 30min und Samstag 20min Laufen als kleine Wettkampfvorbelastung.
Nach dem Pacingtest auf dem Rad bei IQ Athletik stand fest: Die Form für Sonntag sollte auf den Punkt genau passen! Auch die Schwimmzeiten und meine Laufform sprachen die gleiche Sprache.
Ein wichtiges Thema sollte aber noch offen bleiben, das sich schlecht beeinflussen lässt: Das Wetter!
Es soll kühler werden, auch mal regnen und die Temperatur im See soll fallen. Für den Wettkampftag 24 Grad in Frankfurt, am Morgen in Langen am See 15 Grad und bewölkt. Heißt im Klartext, die Wahrscheinlichkeit mit Neopren zu schwimmen steigt täglich!
Startnummer holen – Die Spannung steigt
Der Freitag vor dem Ironman nimmt einen immer schon mit auf die finale Reise. Denn da heißt es „Startnummer abholen“ und Wettkampfbesprechung am Römerberg in Frankfurt. Jetzt bin ich mittendrin! Endlich geht es los! Jetzt gibt es kein Zurück mehr – Diese Spannung, die steigt, … ich liebe dieses Gefühl!
Auch am Samstag nehmen die Athleten erneut den Weg nach Frankfurt in Angriff, um hier das Rad und Radbeutel in die Wechselzone 1 am See zu bringen. Sowie den Laufbeutel in Wechselzone 2 am Römer einzuchecken. Dann sind alle Vorbereitungen getroffen.
Der Tag des Leidens und der Freude
Da war er jetzt, mein längster Tag des Jahres. Endlich ist es soweit. Du fragst dich, wie so ein Tag aussieht? Meiner sah wie folgt aus:
Nach 4,5 Stunden Schlaf klingelt der Wecker.
Es ist 2:40 Uhr, mitten in der Nacht zu Sonntag. Kurz ins Bad, dann ein Kaffee und Frühstück. Wiederholt den Beutel fürs Schwimmen checken: Neopren, Schwimmbrille, Schwimmkappe, Race-Einteiler und und und…
03:20Uhr Abfahrt nach Frankfurt ans Meridian Race-Hotel. Kurz nochmal auf die Hoteltoilette und ab hier mit dem Shuttlebus zum See.
04:35 Uhr Wechselzone: Rad nachpumpen, Getränke, Radschuhe, Garmin und Verpflegung ans Rad. Rein in den Race-Einteiler und den Neopren und gegen 06:15 Uhr in den Vorstart-Bereich.
Warten...
Gegen 06:40 Uhr dann der Start für mich! Rein in die erste Disziplin Schwimmen.
Schwimmen läuft insgesamt recht gut und nach 1:08 Std. habe ich wieder Boden unter den Füßen. Laut Garmin etwas mehr als 4000m mit einer Pace von 1:41min/100m. Distanz zwar etwas länger als allerseits erwartet, aber alles noch nach Plan. Hier folgt der erste Wechsel. Vom Wasser geht’s nun rauf aufs Rad. Auch dieser erste Wechsel läuft super und nach Plan.
Ab auf die Radstrecke
Den Rhythmus finden und kontrolliert nach Leistung fahren. Sowie regelmäßig trinken und essen, war der Plan. Wie oben schon erwähnt, war es am besagten Tag kühler als die Wochen zuvor. Aufgrund der kalten Witterung bei Kilometer 30 haben sich dann bei mir erste Probleme mit dem „Ischiasnerv“ und der Muskulatur im oberen Rücken angekündigt. Ab Kilometer 60 versuche ich immer wieder etwas zu dehnen und Belastung im unteren Rücken zu reduzieren. Von Kilometer zu Kilometer fällt der Schnitt. Verdammt. Es heißt jetzt „Ruhe bewahren“ und erstmal dieses Ding hier bestmöglich nach Frankfurt fertig zu fahren. Zunehmend erschwert vom böigen Westwind, komme ich nach 5:38:47 Std. und einem Schnitt von 32,3km/h zum zweiten Wechsel. Ich gebe zu, geplant war was ganz anderes.
Die Hoffnung auf ein stabiles Laufen
Nach Plan A, kommt Plan B, das habe ich mir doch Tage vorher extra erarbeitet. Also zusammenreißen, Tobi. Motiviert geht es in Richtung Wechselzone. In aller Ruhe runter vom Rad und rein in die Laufschuhe. Schließlich also mit einem guten Gefühl jetzt auf die Laufstrecke.
Die ersten Meter kann ich mit einer Pace von 4:45min/km angehen, hey, läuft doch! Bis der stechende Schmerz in den linken hinteren Oberschenkel schießt. Uff. Ähnliches Spiel, wie auf dem Rad. Ich muss dehnen, auch kurz „gehen“, um wieder anzulaufen. Komm schon Tobi, jeder Kilometer bringt dich deinem Ziel näher. Ich bin ehrlich: Auf diesen ersten Kilometern denke ich ernsthaft über ein „Aufgeben“ nach. Erste Schmerzen bei Kilometer 2,3 bei einem Marathon (!) - Nicht gerade motivierend!
„Wenn es schlecht geht, kleine Ziele definieren“, hat mir mal ein guter Freund gesagt. Okay okay. Ich laufe bis Höhe Gerbermühle bei Kilometer 7 und sage Martina, Noah und meinen Eltern Bescheid, dass ich duschen gehe und wir nach Hause fahren können... Willst du das ernsthaft hinschmeißen?! Ernsthaft?
No! Den inneren Schweinehund besiegen und mental stark sein
Das schöne am Laufen, man hat Zeit in sich zu gehen und nachzudenken. Ja, auch beim Marathon. Die kommenden Kilometer denke ich darüber nach, warum ich überhaupt hier bin, was ich im letzten Jahr gesagt und gefühlt habe. Ich wollte einfach nochmal dabei sein, den Römerberg in Richtung Ziel hoch laufen, den Mythos Ironman spüren und Erinnerungen aufleben lassen. Darum bin ich hier! Und ich werde es schaffen, verdammt! Ich werde es genießen, die Stimmung aufsaugen, Spaß haben und den Schmerz annehmen.
Ab jetzt kann ich innerlich und auch ab und zu äußerlich lächeln. Kilometer um Kilometer komme ich dem Ziel entgegen. Ich sehe Runde für Runde Martina, unseren Sohn Noah (der vor 13 Jahren mit mir ins Ziel gelaufen ist), meine Eltern, viele Freunde, ehemalige Sportkollegen, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, Arbeitskollegen, Vereinskollegen, die mich alle motivierend weiter hier durch tragen.
Kilometer 40, es geht in Richtung Ziel. Es geht nach Hause! Noch einmal rüber auf die andere Mainseite. Emotional der schönste Moment an diesem Tag, ich biege ein auf den Römerberg, vorbei an den vielen Menschen. Ich sehe meine Eltern, eine gute Freundin (die mich überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hat nochmal zu starten), ich sehe das ZIEL, MEINEN NAMEN auf der Anzeigetafel! Ich habe es geschafft. Ich sehe Martina und Noah und bin einfach glücklich ihnen in die Arme zu fallen!
Jetzt sitze ich hier, schreibe diese Zeilen für den einen oder anderen da draußen. Bin etwas stolz auf das, was da gestern passiert ist. Scheiß egal ob Plan A, B oder C mich nun zum Ziel gebracht haben. Ich werde diese Erinnerungen mein Leben lang mit mir tragen! Dankbar und glücklich.
Jetzt möchte ich nochmal Danke sagen…
Danke dem #Tritime-Magazin und der #Mainova , die mir über das #Ironman Gewinnspiel einen Start ermöglicht haben. Auch Danke an #Cube für die Bereitstellung dieser Rennmaschine, dem superschnellen Aerium C:68 TT! Danke an #IQAthletik für die super Unterstützung im Bereich Leistungstest und Trainingsplanung. Meinem Arbeitgeber #FahrradDENFELDRadsport und meinen Denfeld #Kollegen, für die allgemeine Unterstützung, auch die Unterstützung des #FrankfurterLaufshop.
Danke an meine Familie für euer Verständnis (so viele Trainingsstunden, in denen ich nicht da war).
Danke an alle, die mich an meinem „längsten Tag“ des Jahres unterstützt und motiviert haben!
Euer Tobi
Lieber Tobi,
auch von unserer Seite, deinen DENFELD Kollegen, dem gesamten Team: Herzlichen Glückwunsch! Du hast gefinished! Starke Leistung, wir ziehen den Hut! Genieß das Nachhallen dieses tollen, aufregenden Events. Das nächste Highlight kommt bestimmt, so wie wir dich kennen.
#TeamMainova #runtheregion #mainovabewegt #ironman2023 #triathlonlife #enjoycycling #mainovaironmanfrankfurt #IRONMAN #NEWMEN-Components #Sebamed Racing Team